Herbst 2024 | ein Projekt von Sudaca e.V.
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Langfilmprogramm

 Fr. 18.10 

19:30 Uhr / Schaubühne Lindenfels

Das Land der verlorenen Kinder
Juan Camilo Cruz/Marc Wiese, 2023, Venezuela/Deutschland, 95‘, OmdU

Venezuela versinkt in der humanitären Krise. Der Hunger hat die Menschen fest im Griff. Zwei alleinerziehende Frauen stehen im Mittelpunkt des Dokumentarfilms: Carolina organisiert eine Nachbarschaftshilfe. Kiara und ihre Kinder versuchen sich mit allen Mitteln durchzubringen. Gewalt, Prostitution und Betteln sind an der Tagesordnung. Dann beschließt Kiara, das Land mit ihren Kindern Richtung Kolumbien zu verlassen. Nur für ihren Sohn reicht das Geld für ein Ticket nicht mehr und sie muss ihn zurücklassen. Rund sieben Millionen Menschen sind in den letzten Jahren aus dem Land migriert, fast eine Million Kinder wurden von den Geflüchteten zurückgelassen.

 

Mata
Ingrid Fadnes/Fábio Nascimento, Norwegen/Brasilien, 2021, 79‘, OmeU

Ein Bauer und eine indigene Gemeinschaft leisten angesichts des Vordringens von Eukalyptusplantagen an der Ostküste Brasiliens heftigen Widerstand und zeigen die Auswirkungen der Monokultur auf die Umwelt auf, die im Gegensatz zu traditionellen Lebensweisen stehen. Das Wort „mata“ bedeutet auf Portugiesisch „Wald“ und ist gleichzeitig eine Form des Verbs „matar“ („töten“). Der Süden Bahias in Brasilien verwandelte sich von einem Ort mit ursprünglichen Wäldern in ein stilles, lebloses Land, was zeigt, dass die Gefahr auch grün in Form von Monokulturen sein kann.

Mata ist ein hochaktueller Dokumentarfilm über den Verlust der biologischen Vielfalt und den Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung. Er wurde u. a. beim Ouro Preto Film Festival in Brasilien ausgezeichnet. Fábio Nascimento hat u. a. für National Geographic und die New York Times gearbeitet.

 

O lugar mais seguro do mundo

Aline Lata/Helena Wolfenson, 2021, Brasilien, 71′, OmeU

Der Film folgt dem Leben von Marlon, einem jungen Mann, dessen Leben sich verändert, nachdem er Opfer einer der weltweit größten sozio-ökologischen Tragödien wird, die durch den Einsturz eines Damms verursacht wird. Er ist gezwungen, vom Land an den Stadtrand zu ziehen, wo er mit neuen Konflikten konfrontiert wird und Zeuge einer weiteren Bergbautragödie in Brasilien wird, die die Vernachlässigung und Ungerechtigkeit im Land verdeutlicht. „Der sicherste Ort der Welt“, so bezeichnet Marlon sein Heimatland, das nun von Kameras und Sicherheitsvorkehrungen umgeben ist, hat bereits zahlreiche Preise gewonnen, zuletzt den Kritikerpreis des Vancouver Latin American Film Festival.

 

La energía de los pueblos

Marie Combe, 2020, Mexiko, 64‘, OmdU

In Mexiko und Guatemala erfolgt die Energieerzeugung zum Nachteil der Bevölkerung und zur Befriedigung der wachsenden industriellen Nachfrage durch Privatisierung, Enteignung natürlicher Ressourcen und die gewaltsame Errichtung von Kraftwerken.

La energia de los pueblos porträtiert den Kampf um Energiesouveränität mehrerer Gemeinden in Mexiko und Guatemala. Angesichts von Megaprojekten, die ihre Gebiete und ihre Lebensweise bedrohen, haben die Gemeinden sich dazu verpflichtet, ihren eigenen Strom zu produzieren. Der Dokumentarfilm zeigt unterschiedliche Stimmen, die das System in Frage stellen, indem sie Energie als gemeinsames Gut und ein Recht für alle betrachten.

 

La pecera

Glorimar Marrero-Sánchez, 2023, Puerto Rico, 92‘, OmeU

Als ihre Krebserkrankung sich ausbreitet, bricht die portorikanische Künstlerin Noelia die Behandlung ab und entscheidet sich dazu, auf ihre Heimatinsel Vieques in Puerto Rico in der Karibik zurückzukehren, wo ihre Mutter Flora immer noch lebt, vor der sie ihre Krankheit geheim hält. Nur so kann sie eine Arbeit wieder aufnehmen, die sie Jahre zuvor aufgegeben hatte: die Anprangerung der durch jahrelange Militärübungen von der US-amerikanischen Armee hinterlassenen Umweltverschmutzung auf der Insel. Während sich Noelias Zustand verschlechtert, begibt sie sich auf geheime Testgelände, um nicht-detonierte Bomben und giftige Überreste zu dokumentieren. Als ein Hurrikan die Insel bedroht und sie einer alten Liebe begegnet, muss Noelia eine Entscheidung treffen: zu gehen, um die Behandlung wieder aufzunehmen oder bei ihren Freund*innen und ihrer Familie zu bleiben.

Der Film feierte seine Weltpremiere auf dem Sundance Film Festival 2023 und ist das sehr berührende Spielfilmdebüt der jungen Regisseurin Glorimar Marrero Sánchez, deren Arbeit sich vor allem mit Identität, Kolonialismus und Genderfragen beschäftigt. Die Entscheidung, den Film auf der auf den ersten Blick paradiesisch anmutenden Insel Vieques spielen zu lassen beruht für die Regisseurin darauf, dass hier „die Auswirkungen des Kolonialismus auf die Gesundheit der Puertorikaner*innen“ direkt ersichtlich werden.

 

Sonderveranstaltung Eine Welt
La hija de todas las rabias

Laura Baumeister, 2022, Nicaragua, 91′, OmeU

Lilibeth lebt mit ihrer Tochter Maria in einer Wellblechhütte am Strand von Nicaragua. Sie versucht sich und ihre Tochter durchzubringen. Eines Tages passiert Maria ein Missgeschick, welches ihre Existenz gefährdet. Lilibeth muss eine schwere Entscheidung treffen und gibt Maria in Obhut eines Bekannten. Bei ihm soll Maria zusammen mit anderen Kindern für ihn arbeiten, während Lilibeth weiterzieht. Maria jedoch will sich nicht fügen, bleibt widerspenstig und misstrauisch und sucht nach der Wahrheit. Laura Baumeisters 5-fach ausgezeichneter Film zeigt ein mutiges entschlossenes Mädchen, das ihrem Leben in Armut trotzt.